yoshio sato - © 2015 FUNimation

Als Anime und Manga gehört Attack on Titan zu den Fanlieblingen, doch kann der erste Live Action Film mithalten?

Dies ist eine Frage, die sich viele Fans stellen und sicher noch eine lange Zeit stellen werden – denn der erste Live Action Film von Attack on Titan ist heftig umstritten. Normalerweise halten sich die Animes in Japan im Großen und Ganzen recht getreu an die Manga Vorlage und weichen nur ab und an etwas davon ab. Auch bei den Live Action Filmen ist dies für gewöhnlich der Fall – immerhin versucht man, die Fans der Original-Produktionen des Manga bzw. Anime auch für die Live Action Umsetzung zu begeistern. Doch Attack on Titan gehört nicht zu jenen Umsetzungen, so werden viele Entscheidungen getroffen, welche man als Fan der ersten Stunde nicht nachvollziehen kann. Der erste Live Action Film zu Attack on Titan geht schon eher Richtung Edge of Tomorrow und der Manga-Vorlage All you Need is Kill: die Thematik wurde dem Original entnommen und umgesetzt, der Rest wurde allerdings geändert, sodass von der Originalstory kaum etwas übrig bleibt, um die Fans jener zu erfreuen. Es wirkt fast so, als wolle Japan Hollywood zeigen, dass man nicht nur in Amerika dafür sorgen kann, eine Live Action-Adaption gründlich zu versauen – denn darin sind die Amerikaner Meister.

Die Handlung des Attack on Titan Live Action Films ist zwar gleich wie die im Manga, doch es wurde sehr viele abgeändert: So beginnt der Film zwar mit dem Angriff auf die Mauer und die Titanen fallen ein, doch Eren, Armin und Mikasa sind zu Beginn des Films bereits Jugendliche und kommen als Schaulustige zur Mauer. Es folgt ein Szenenwechsel – zwei Jahre in die Zukunft – die Ausbildung der Jäger wird hier komplett übersprungen und die Nebencharaktere werden nicht eingeführt. Dabei bekommt Sasha oft vor und ist die meiste Zeit hungrig, aber es wird weder erklärt, wer sie eigentlich ist und auch weder zu Armin noch Eren wird etwas erzählt – sie sind einfach da.

Die Story des Films macht es einem nicht leicht und man merkt von Anfang an, dass das sie für zwei Filme konzipiert wurde. Im Grunde genommen ist die Laufzeit von zwei Filmen für das Ausmaß der Story des Manga viel zu wenig. Man bekommt als zuseher des Films keine Erklärung oder Charakterentwicklung zu sehen, und das Schlimmste ist, dass die Hauptcharaktere Eren, Mikasa und Armin ganz ohne Hintergrundstory auskommen müssen – Mikasa wirkt fast nur wie ein Nebencharakter ohne die ganze Hintergrundstory – macht genau jene das Trio und auch sie im Manga zu dem, was die Fans kennen und lieben.

yoshio sato – © 2015 FUNimation

Alles ist anders, nichts ist besser. Dieser Abschnitt kann Spoiler enthalten.

Der Medienwechsel von Manga zum Film ist immer schwer, und vieles ist dabei zu bedenken – dabei kann doch ein Manga ein gutes Storyboard sein, wie man Szenen umsetzen kann. Dazu bekommt man viel Handlung und Ansätze geliefert, welche man für das Drehbuch nutzen könnte. Bei Attack on Titan ist das natürlich etwas schwer, denn nach und nach viele Charaktere eingeführt und sterben reihenweise kurze Zeit später wieder; so ist es verständlich, dass man nicht jeden von ihnen in den Live Action Film packen kann. Doch was wir getan wurde, lässt sich nur mit den Worten “künstlerische Freiheit” erklären. Man hat als Zuschauer des Films das Gefühl, dass man so einen Streifen eigentlich nur aus Hollywood erwarten würde.

Das Produktionsteam des Films hat hier eine komplett neue Handlung aufgebaut, zwar gibt es noch die Titanen, doch alles andere ist komplett verändert worden. Es gibt kein deutsches Dorf mehr, sondern alles erinnert an ein postapokalyptische Welt, wo zerfallen Ruinen einer Großstadt zu sehen sind und hie und da auch Hubschrauber vorkommen. Das macht aus das Fantasy-Setting plötzlich zum SciFi-Mix, in dem auch Titan vorkommen. Es wird nicht einmal erklärt, warum die Jäger die 3DManöver Ausrüstung benutzen, es gibt gerade einmal eine Erklärung, wie man die Titanen töten kann.

Die Handlung verläuft ganz anders und man hat sich eine neue erdacht – die wäre ja noch in Ordnung, hätte man mehr Respekt mit der Vorlage gehabt. Doch so bekommt der Fan Dinge zu Sehen, die nicht in die Welt passen und die ganze Dynamik zwischen den Figuren wurde komplett verändert.

Eren, Armin und Mikasa

Das Trio ist der Mittelpunkt der Handlung von Attack on Titan. Dabei ist Eren die zentrale Figur und auch im Manga der wichtigste Charakter, denn seine Fähigkeit wird im Verlauf der Geschichte noch wichtig. Dazu kommt Mikasa, eine der besten Jäger der Truppe und ein Bad Ass wie er im Buche steht. Sie ist im Manga und Anime immer an der Seite von Eren und Armin, doch im Film ist wurde die komplette Geschichte der drei Hauptfiguren verändert. So ist nichts wie es war und vieles fehlt einfach. Das geht schon am Anfang los: so denkt Eren, das Mikasa tot sei, und nur noch er und Armin stehen im Mittelpunkt, wobei Armin aber auch nur im Hintergrund zu ist und nicht mal mit seinen Einfällen wirklich glänzen kann.

Mikasa ist eine Nebenfigur und taucht auch im Laufe des Films wieder auf und hat so keinen Bezug zu Eren und Armin. Zwar ist sie immer noch eine der Besten, wirkt aber eiskalt. Ihr Antrieb, Eren zu beschützen fehlt im Attack on Titan Live Action Film im Gegensatz zum Manga komplett. Dazu hat sie eine merkwürdiger Affäre mit ihrem Anführer. Sie hat zwar immer noch den roten Schal, den sie einst von Eren bekam, doch ihre Gefühle für ihn sind kaum Thema und werden mit ein paar kurzen Szenen einfach abgehandelt. So ist sie nicht mehr die Beschützerin, die Fans so ins Herz geschlossen haben, sondern nur eine eiskalte Kampfmaschine.

Eren selbst hat auch plötzlich keine Hintergrundgeschichte mehr – wäre diese doch besonders wichtig zu erzählen – und auch seine Eltern werden nicht erwähnt. Er ist wie alle anderen Figuren einfach da und im Grund fehlt im ersten Film auch sehr viel Information, die später für die Handlung wichtig wäre. So gibt es keine Hütte und auch keinen mysteriösen Schlüssel, nur eine geheimnisvolle vermummte Person, die immer mal wieder kurz auftaucht. Als Zuseher könnte man denken, dass im zweiten Teil der Live Action Reihe einiges geklärt werden könnte, das im Film Nummer 1 zu kurz kam, doch Lust darauf macht Teil eins der Attack on Titan Live Action Filme nicht.

Andere Unstimmigkeiten der Handlung.

Die Welt von Attack on Titan zeigt zwar immer wieder Menschen in extrem Situationen und den Überlebenskampf der Menschen in der Welt.Doch im Film wirkt das wie als ob man einen Antikriegsfilm sieht. Der zeigen will, wie scheiße Krieg ist. Das könnte natürlich in so einem Setting wie dem von Attack on Titan funktionieren, doch am Ende wirkt es einfach nicht. Denn zwar versteht man viele Figuren, die man kurz sieht und die sich das Leben nehmen, das soll härte zeigen. Doch spätesten wenn eine Frau am zerstückelten Körper ihres Freundes trauert und nicht wahr haben will, das er tot ist. So zieht man dies schon ins Lachhafte und überspitzt es einfach, weil es unpassend ist.

Die ganze Szene davor ,wirkt als entspringt sie aus einem 80er Jahre Slasher. Denn das Pärchen hat Sex und Eren wird auch von einem Mädel angebaggert und sie legt seine Hand auf ihre nackte Brust. Dann taucht der Titan auf und tötet. Das ist die Moralkeuel schlecht hin, Sex ist Böse, was in dem Film auch wieder sehr Unpassend ist. Auch als Mikasa sich etwas entkleidet um ihre Narbe zu zeigen. So hat das auch etwas von fehl platzierten Fanservice, für einen Charakter den man nicht im Film haben will aber da er zu der Orginal Handlung gehört, hat man ihn mit eingebaut.

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Die Cinematografie und die Action.

Da das einzige, wo der Film etwas punkten kann, ist bei der Art, wie er inszeniert wurde. Zwar passen die Farben und das dunkle Blau-Grau in der Farbgebung nicht zu der Welt von Attack on Titan und verleihen ihm auch dieses Gefühl eines Atni-Kriegsfilms, allerdings fängt der Regisseur einige stimmungsvolle Bilder ein, vor allem in der verlassene Stadt und in den Ruinen, wo alles gut wirkt und durch das Licht und den Staub gut aussieht. Dabei bleibt es aber leider auch schon, denn viele andere Szenen wirken billig und schnell abgefilmt. Vor allem dann, wenn es zu Actionszenen kommt – hier verschenkt man Aufnahmen und hätte auf extravagante Kamerafahrten setzen können, wie etwa beim Schwingen der Jäger durch die Ruinen und im Kampf gegen die Titanen. Hier würden POV Aufnahmen besser passen und auch längere rasante Kamerafahrten würden das Gefühl der Action verstärken.

Im Finale macht man einiges besser als im restlichen Film, hier kommt dann auch eine der bekanntesten Szenen vor: ein Titan taucht auf und rettet alle Menschen. Zuletzt gibt es dafür sogar eine Auflösung, diese wird allerdings zu schnell abgehandelt. Doch diese Szene ist so, wie man sich den ganzen Film wünschen würde: in ihr kommt das Attack-on-Titan-Gefühl auf und man kann mitfiebern. Leider ist dies aber auch die einzige Action-Szene im Film, bei der man als Zuschauer dieses Gefühl bekommt – anders als in den restlichen Szenen des Films.

Die Effekte

Ein Film wie Attack on Titan braucht natürlich wirklich überzeugende Spezialeffekte, denn sonst wirkt er schnell lachhaft. Der Film hat nichts von alten Kaijus, wo Menschen in Gummianzügen auf Miniaturstädten herumtrampeln, sondern die Schauspieler spielen vor einem Greenscreen. Doch darin liegt auch ein Problem des Films: viele Angriffe der Titan wirken unwirklich und man erkennt schnell die Effekte. Es wirkt unglaubhaft und das liegt nicht daran, dass die Story dem Fantasy-Genre zugehörig ist, sondern daran, dass unsere Augen gewisse Szenen nicht verarbeiten können, weil diese sehr unnatürlich aussehen und unser Gehirn uns gleich vermittelt, dass sie nicht echt sein können.

Das einzige Mal, wo es funktioniert, ist im oben bereits erwähnten Finale, hier scheint man sich einfach mehr Mühe gegeben zu haben, als im restlichen Film. Man hat das Gefühl, dass man die Zuschauer dazu bringen will, sich auch den zweiten Part der Live Action Fimreihe ansehen zu wollen – immerhin besteht die Hoffnung, dass der zweite Teil besser wird als der Erste, und sich die Hoffnungen des Zusehers so doch noch erfüllen könnten.

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FAZIT:

Der erste Attack on Titan Live Action Film ist aufgrund der vielen Änderungen zum Original eine große Enttäuschung. Das beginnt beim Setting und endet bei den Charakteren. Würden die Änderungen funktionieren, wäre das ganze weniger dramatisch, doch das tun sie leider nicht – letztendlich kann nur die kurze Finalszene glänzen. Der Rest des Films zieht sich immer wieder und trotz der Länge wird kaum etwas erzählt. Dazu fehlen wichtige Informationen und Hintergrundgeschichten zu den Charakteren, welche dazu beitragen sollen, mit ihnen zu sympathisieren. So sieht man einen Live Action Film, der seine Vorlage nicht respektiert.

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Handlung:

Die Titanen kommen

Und sie haben nur ein Ziel:

Alle Menschen fressen!

In 2000 Jahren lebt die Menschheit – oder das, was davon übrig ist – hinter gewaltigen Mauern. Denn die Welt außerhalb wird von riesigen Titanen beherrscht, die anscheinend nur ein Ziel haben: Menschen zu fressen! Einzig der junge Eren will das nicht hinnehmen und zusammen mit seinen Freunden Mikasa und Armin das Gebiet außerhalb entdecken. Doch als nach hundert Jahren Frieden eines Tages ein Titan von ungeheuren Ausmaßen über die Mauer blickt, steht erneut eine Katastrophe bevor – und ein scheinbar auswegloser Kampf für die Freiheit beginnt!

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BastiTheEnd
Anime/Manga Fan, Review und Newsautor.
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