
Die Ankündigung des Umzugs der Connichi von Kassel nach Wiesbaden im Jahre 2022 kam auch für unseren Redakteur Gon ein wenig überraschend. Er machte sich im vergangenen Jahr für euch auf den Weg, um die „neue“ Location des Rhein-Main-Congresscenters (RMC) zu erkunden, in der die Convention bereits 2023 zu Gast war. Er wollte auch erfahren, ob sich neben dem Veranstaltungsort noch Weiteres verändert hat, nachdem er das Event 2018 das letzte Mal in der Stadthalle Kassel besucht hatte.
Die Connichi öffnete 2024 vom 06. bis 08. September ihre Pforten, um an drei Tagen den Fans ein spannendes Rahmenprogramm und Events zu bieten und um ein schönes Wochenende zu erleben. Am Freitag startete die Veranstaltung im RMC um 14 Uhr, während an den anderen beiden Tagen bereits ab 10 Uhr der Einlass begann. Dabei standen für die Besucher insgesamt drei Eingänge zur Verfügung, damit die große Anzahl an Fans zügig ins Gebäude gelangen und auch frühe Programmpunkte wahrnehmen konnten. Und an Programm wurde wieder einiges geboten: Vorträge zur Japanforschung, Workshops, Beiträge zur Popkultur auf der Connichi-Couch, Showacts, Ehrengäste oder einfach Shopping, es war für fast jeden etwas dabei.
Ich reiste dabei am Samstag mit der Bahn an, was sich als gute Wahl herausstellte, da der Bahnhof zu Fuß nur etwa zehn Minuten entfernt ist und der Weg durch einen öffentlichen Park führt, in dem ich schon die ersten Cosplayer sah, die sich dort bereits trafen und aufhielten. So konnte man auch abseits der Veranstaltung Fans und Cosplayer treffen und vor schöner Kulisse fotografieren. Für Autofahrer gab es aber auch Gelegenheiten in der Umgebung einen Parkplatz zu finden. Durch die gute Lage von Wiesbaden und des Veranstaltungsortes war es außerdem relativ unproblematisch Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, die gut und günstig waren, wenn man bereit war, ein wenig Fahrtweg auf sich zu nehmen.



Als ich am Samstag pünktlich zum Einlass am RMC ankam, gab es bereits eine Schlange, in der ich mich anstellte und auch relativ zügig ins Gebäude kam. Wer zum ersten Mal auf der Connichi im RMC war, konnte sogar an einer Führung teilnehmen, die durch die Helfer der Veranstaltung erfolgte und einem die wichtigsten Orte der Convention zeigte. Allerdings gab es auch im Programmheft einen Plan der Location, die sich über drei Stockwerke und einen Außenbereich erstreckte. Ich musste mich dabei selbst als erfahrener Congänger erst einmal ein wenig zurechtfinden und auch bis zuletzt gab es hin und wieder eine gewisse Unsicherheit, welcher Weg genommen werden musste und konnte.
Mich verschlug es dann auch direkt nach draußen zu einer Besonderheit der Connichi, dem Matsuri, mit einigen Festständen, an denen Spiele gespielt und Preise gewonnen werden konnten. Dabei gab es Klassiker, wie Dosenwerfen mit einem Ball, aber auch andere eher ungewöhnliche Spiele. Für das erfolgreiche Spielen konnten Gewinnmarken erhalten und gegen verschiedene Preise eingetauscht werden. Insgesamt war das Flair, das verbreitet wurde, so wie ich es mir als Laie bei einem japanischen Fest vorstellen würde, natürlich mit dem typisch deutschen Touch wie den klassischen „Bierzeltgarnituren“. Am Samstagabend wurde außerdem mit Lichtern eine schöne Stimmung verbreitet, wie mir erzählt wurde.


Von da aus ging es über die Food-Area, in der auch einiges an japanischen Spezialitäten angeboten wurde, zur Künstlerhalle. Dort gab es mit knapp über 240 Kleinkünstlern alles was das Herz begehrt. Ob Merchandise, wie T-Shirts mit eigenem Design, oder Fanarts war dort alles vertreten. Man konnte dort jede Menge Zeit verbringen, nach interessanten Dingen zu suchen, die man vielleicht nicht unbedingt braucht, aber die einfach Freude bereiten und auch ich wurde fündig.



Wer Figuren kaufen wollte oder andere kommerzielle Produkte suchte, konnte ebenfalls fündig werden. Neben Verlagen wie Carlsen, Altraverse, papertoons oder Publishern wie Animoon und Hardball Films gab es auch jede Menge weitere Händler, die mit allem was das Herz begehrt vor Ort waren und ihre Ware präsentierten.



Die Verlage hatten dabei auch einige deutsche Mangaka auf die Convention eingeladen, wie zum Beispiel Manus bei Carlsen oder Racami bei Altraverse, die für Signierstunden zur Verfügung standen. Carlsen hatte noch eine Fotobox für Interessierte, in der man sich einen Rahmen passend zu verschiedenen Mangas aussuchen konnte. Aber auch wer gewisse Ehrengäste treffen wollte, konnte dies im ersten Stock tun und dabei z.B. Mitglieder einer Showgruppe oder eingeladene Cosplayer treffen und Gleichgesinnte kennenlernen oder die zahlreichen Signierstunden der Ehrengäste wahrnehmen.


Da ich allerdings einen Termin zu einem Interview mit Studio Madhouse hatte, verließ ich die Künstlerhalle wieder, um zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren. Nach dem Interview mit Madhouse, kam ich eben dorthin zurück und schaute mich weiter um. Durch die Menge an Händlern vor Ort dauerte es eine ganze Weile alles zu sehen, sodass ich sogar ein interessantes Panel verpasste. Für mich zeigt es einfach, wie gelungen die Künstler-Area gestaltet war. Das war für mich eine klare Verbesserung zu früher und ist auch der größeren Location geschuldet, denn die Stadthalle war vom Gefühl her schon eher eng und ließ weniger Platz für kleine Künstler.
Dafür gab es früher aber mehr Verlage vor Ort und alle Größen wie Tokyopop oder KAZÉ (heute Crunchyroll) waren vor Ort vertreten. Trotzdem gab es an diversen Ständen auch Mangas und Animes der Publisher, die selbst nicht mehr vor Ort waren. Es gab für mich trotzdem jede Menge interessante Verkaufsstände und ich habe nichts vermisst. Die Aktionen und Interaktionen mit den Branchengrößen vor Ort fand ich sehr gelungen und manche Artikel konnten bereits vor der Veröffentlichung im Handel gekauft werden.
So war mein zweiter Programmpunkt am Samstag die Signierstunde von Madhouse. Später holte ich mir noch Autogramme von Manus bei Carlsen und von Jenny Liz und Sabrina Steinert bei Altraverse. Aber auch andere Ehrengäste, wie die Band Luck Life oder die japanische Streamerin Kaho Shibuya, haben Signierstunden im Signierraum gegeben.
Die Signierstunden waren dabei ganz gut organisiert, weil bis kurz vor dem Start keine Schlange vor den Türen gebildet werden durfte. Allerdings gab es auch hier am Sonntag bei Madhouse und Tatsuro Iwamoto eine Schattenschlange, die sich in der Nähe bildete und damit die eigentliche Regelung ad absurdum führte, weil die Schlange nicht direkt zu erkennen war, aber am Ende die Reihenfolge beim Einlass war. Dies hatte zur Folge, dass Fans, die nicht frühzeitig zum Signierraum gekommen waren, entweder kein Autogramm von Tatsuro Iwamoto bekamen oder sehr lange warten mussten. Dazu kam auch, dass Signierstunden zum Teil direkt im Anschluss an die Panels waren. Dadurch mussten sich die Fans entscheiden, ob sie lieber das Panel sehen oder ein Autogramm bekommen wollten. Das sind zwei Punkte, die man im nächsten Jahr vielleicht verbessern sollte, auch wenn das Meckern auf hohem Niveau ist, da die Organisation im Großen und Ganzen gut geklappt hat.


Eine Änderung gegenüber der alten Location ist ganz klar, dass es nur noch eine Bühne gibt. Die große Bühne war mein nächster Anlaufpunkt für die Showgruppe „Otakus Live“. Und auf der Bühne gab es einiges zu sehen an diesem Wochenende. Bekannte deutsche Showgruppen wie „Tsuki no Senshi“ oder „Daijoubu“ gaben sich die Klinke in die Hand mit den Musikern von „Luck Life“, „bala“ oder „Shiroku“. Außerdem gab es noch drei Cosplaywettbewerbe, bei denen sich Cosplayer beweisen konnten und sich für das Extreme Cosplay Gathering (ECG) in Paris oder den World Cosplay Summit (WCS) in Japan qualifizieren konnten.
Nach der Bühnenshow von „Otakus Live“ blieb ich der Bühne treu, denn ein Highlight stand auf dem Programm. Schon seit Jahren sind Anime Music Videos (AMVs) und inzwischen auch Game Music Videos (GMVs) ein großes Thema bei der Connichi. So gab es durchgängig MVs in einem eigenen Raum zu sehen und auch im Vorfeld zum Wettbewerb um 20 Uhr gab es Programmpunkte zu MVs und auch der Wettbewerb auf der großen Bühne zur Primetime zeigt die Wertschätzung der kreativen Schöpfungen aus Musik und Bildern. Es war mein erstes Mal, dass ich den Wettbewerb gesehen habe und es waren knapp zwei Stunden purer Unterhaltung und voller unglaublicher Kreativität. Für mich ist das ein Programmpunkt, den ich in der Zukunft definitiv wieder in meinen Programmplan aufnehmen würde. Alleine das Video vom Sieger war einfach so gut und hat mir einen Ohrwurm verpasst. Danach verließ ich die Convention, die auch gegen 22 Uhr die Pforten schloss.
Auch am nächsten Tag verlief der Einlass problemlos und für mich stand nichts Größeres auf dem Programm bis zum Poetry Slam, auch wenn es andere Programmpunkte gab, die ich gerne mitgenommen hätte. So nutzte ich die Zeit fürs Shopping bei den Händlern und erkundete den Rest der Location, die mir zum Teil echt verwinkelt vorkam. Ich schaute im Bring & Buy nach interessanten Fundstücken. Dabei fiel mir direkt positiv auf, dass die Wartezeit bis zum Betreten des Raums eher kurz war. Auch am Samstag fiel mir dieser positive Punkt schon auf, weil die Wartezeit bei großen Conventions oftmals länger ist. Ebenfalls war ich im 18+ – Bereich, der für mich eher unspektakulär war, aber auch seine Fans hatte. Der eher kleine Raum war während meines Besuchs auf jeden Fall gut gefüllt.



Als letzterr Punkt vor meiner Abreise stand der besagte Poetry Slam an. Ich fand auch in diesem Jahr, dass der Wettbewerb wieder sehr unterhaltsam war. Es gab lustige und gut geschriebene Beiträge, die die Themen Ryokan oder Onsen behandelten und sich mal mehr mal weniger daranhielten. Auch hier zeigte sich wieder die Kreativität der Teilnehmer. Die Stimmung war während des Wettbewerbs wieder sehr gut.
Ryokan und Onsen sind Stichworte, die sich auch bei anderen Punkten der Connichi zeigte. So standen an einigen Stellen Bilder von Fans, die diese im Vorfeld für einen Wettbewerb der Convention eingesendet hatten. Außerdem war das Conheft passend zum diesjährigen Motto designt worden.


Im Anschluss an das Poetry Slam verließ ich die Connichi und war mit dem Wochenende sehr zufrieden. So fuhr ich mit einem guten Gefühl nach Hause.
Auch wenn mir Dinge wie eine zweite echte Bühne in manchen Momenten fehlten, war das Programm insgesamt wieder großartig und es gab spannende und interessante Ehrengäste. Die neue Location ist für eine Messehalle echt schön und es gibt genügend Räume für alles, was die Connichi ausmacht, z.B. um mehrere Vorträge gleichzeitig halten zu können oder auch Programmpunkte wie Karaoke oder Signierstunden stattfinden zu lassen. Aber auch an sich ist genügend Platz vorhanden: Eine große Halle für Händler und eine für Künstler sorgt für eine gute Anzahl an Gelegenheiten einkaufen zu können. Die Fläche wurde dabei gut genutzt und trotzdem fühlte es sich nicht zu beengt an, auch wenn viel Publikumsverkehr war. Das Matsuri strahlte ein tolles Feeling aus und vor allem Kinder freuten sich über die Spiele, bei denen auch etwas gewonnen werden konnte und das ist in meinen Augen auch eine Besonderheit, die die Connichi von anderen Conventions abhebt. Das Gleiche würde ich auch über die Führung durch das Gebäude sagen, damit auch Convention-Neulinge sich zurechtfinden können. Der Park neben der Convention bietet eine tolle Gelegenheit frische Luft zu schnappen oder eignet sich als Ort für Fotoshootings und Treffen. Auch die Auswahl der Ehrengäste, Musiker und Showacts ist wieder auf einem hohen Niveau gewesen, auch wenn ein Highlight wie Flow in diesem Jahr gefehlt hat.
Für mich hat die Connichi ihren früheren Charme auch nach dem Wechsel von Kassel nach Wiesbaden behalten. Die Balance im Programm und die Menge an Programmpunkten gefallen mir immer noch sehr gut und bieten eigentlich für jeden etwas, so dass nie Langeweile aufkommt. Daher hoffe ich, dass ich die Convention in einem Jahr wieder besuchen kann, wenn sie vom 05. bis 07. September 2025 stattfinden wird.
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